Bernhard Stadter (3. v. l.) und seine Singgemeinschaft Gunzendorf am 19.10.2024
♫ „So schön, schön war die Zeit“ mit Chorleiter Bernhard Stadter ♫
Vielen Dank, lieber Bernhard!
Du hast uns von Deinem Leben so viel geschenkt!
Hast Deinen Chor mit Zuckerbrot und Peitsche gelenkt.
Wir wären ohne Dich nicht die, die wir heute sind.
Das weiß in diesem Tal hier freilich ein jedes Kind.
Nach Liedern suchen und auch selber welche schreiben,
das macht viel Freude Dir, doch kostet es viel Zeit.
Nur wenig Zeit konnte für and‘re Dinge bleiben.
Für uns, da warst Du aber jederzeit bereit.
Doch Zeit für Dich, die möchtest Du nun mehr.
Uns allen fiel der Abschied sichtlich schwer.
48 Jahre Chorleiter der „Singgemeinschaft Gunzendorf“
Das ist wohl einmalig: Wir hatten in den letzten 48 Jahren nur einen einzigen Chorleiter – unseren Bernhard (und immer ehrenamtlich)! Sooo lange hat er es mit uns ausgehalten. Fast alles, was man singen kann, hat er in dieser unglaublich langen Zeit mit uns gesungen. Und so ergab es sich, dass sein Abschiedskonzert als Chorleiter eine abwechslungsreiche musikalische Reise durch ein riesengroßes Repertoire durch mehrere Jahrhunderte und durch die verschiedensten Genre wurde.
Die musikalische Reise begann in gemütlicher Atmosphäre …
mit einem freudigen „Hello“ vom gemischten Chor, der sich winkend um die ca. 150 Zuhörer herum im vollbesetzten und herbstlich bunt geschmückten Saal positioniert hatte. Die kreative Deko bestand nicht nur aus z.B. Weinranken, Kastanien und leuchtenden Lampignonblüten, sondern auch aus ganz besonderen gefüllten Weinflaschen mit dem strahlenden Gesicht von Bernhard auf dem Etikett und dem Text „Bester Chorleiter“ (Meinung aller im Chor!!!) und „Abschiedstropfen“.
Imposanten bot der Chor als zweites Stück „Conquest of Paradise“ dar. Und schon durften auch das Publikum mitsingen und stimmten beim „Frankenlied“ kräftig mit ein, bevor Bernhard die Ehrengäste, die ehemaligen Sängerinnen und Sänger, alle Gäste und auch unsere vielen Helfer herzlich begrüßte.
Danach gab der Chor voller Überzeugung ein „Liebeslied auf Franken“ zum Besten, in dem neben dem guten Bier auch die Fränkische Schweiz, der Wein und vieles mehr gewürdigt werden. Das Publikum stimmte lachend dem Text zu. Weiter ging es mit „Leben ist mehr“, das einen zum Nachdenken über so manches im Leben anregen konnte. Der Chor wurde dabei nicht nur von Bernhard am E-Piano begleitet, sondern auch von Michael Dorn an seiner Gitarre. Michael bereicherte im Laufe des Abends noch häufiger unseren Gesang, was so manchem Lied einen besonderen Schwung verlieh. Es folgte das weltberühmte „What a wonderful world“, bei dem einige Harmonien recht anspruchsvoll sind.
Dann machten wir mit „Erlaube mir feins Mädchen“ einen Zeitsprung in die Vergangenheit. Bernhard informierte vorab das Publikum, dass der Text zwar um Rosen in einem Garten ginge, dass aber wohl mehr dahinter stecken könnte …
Unsere Chorjugend Lea Körber und Anton Hable holten uns dann gleich wieder näher in die Gegenwart mit Leas zauberhaftem Sopran und Antons Cello-Spiel beim emotionalen „My hear will go on“. Sie ernteten begeisterten Applaus. Auch bei diesem Lied spielte Bernhard wie so oft an diesem Abend das E-Piano.
Sogar in der Pause wurde so einiges geboten
Zum einen gab es die von 1. Vorstand Albert Först interessant zusammengestellten Bilder aus 48 Chorjahren auf der großen Leinwand zu bestaunen. Da wurden viele wunderschöne Erinnerungen an alte Zeiten wach.
Andererseits gab es kulinarische Köstlichkeiten: „Obazdn“ und von den Sängerinnen selbst zubereiteten „Pfundstopf“ sowie dreierlei liebevoll dekorierte bunte Brotaufstriche. In der Küche und hinter der Theke arbeiteten unsere fleißigen Helferinnen und Helfer – darunter erfreulich viele junge Leute – Hand in Hand, so dass der Chor sich eine Pause gönnen konnten.
Und weiter ging die musikalische Reise …
mit dem zusammen mit dem Publikum gesungenen „Heimatlied“, das die Schönheiten des Deichselbach-Tales und seiner daran geschmiegten Dörfer beschreibt. Danach sang die kleine Chorgruppe „Modern Singers“- die auch zwei neue Stücke in ihr Repertoire aufgenommen hatten – das gefühlvolle, sich in immer höhere Tonlagen erhebende „You raise me up“ und das aktuell oft im Radio oft zu hörende moderne Liebeslied „Perfect“.
Unsere Bewunderung für unseren großartigen Chorleiter konnte man an diesem Abend besonders spüren; und so passte auch der nächste Lied-Titel perfekt: „Can you feel the love tonight“.
Bei diesem Stück konnten die Stimmen unserer drei jungen Tenöre so richtig schön strahlen. Der Klassiker „Die Rose“ durfte natürlich auch nicht fehlen, ebenso wie das aus vollem Herzen gemeinte „Thank you for the music“. Auch das – die Dankbarkeit für die Musik – war an diesem Abend eine Kernaussage. Das stimmige Trio „Intermezzo“ ließ uns im Anschluss mit „Zwei kleine Italiener“ in den Süden reisen und dann gleich weiter nach Amerika mit dem Ohrwurm „I will follow him“. Da sangen so manche im Publikum begeistert mit.
Überraschungen für Bernhard
Bernhards Sängerschar ließ es sich natürlich auch nicht nehmen, seinen Helden umfangreich zu besingen. Alle sollten hören, wie entsetzt wir Bernhards „Im Oktober hör‘ ich auf.“ aufgenommen hatten. Ein schriller, durch Mark und Bein gehender Aufschrei ließ den Saal erbeben: „NEEEIN! Oh je! Uns das Herze bricht!“ (auf die Melodie von „Sugar Baby Love“, umgedichtet in „Sugar Bernhard Love“). Bernhards Reaktion auf diesen theatralisch rübergebrachten Aufschrei war ein herzhaftes Lachen.
Weitere Lieder brachten unsere große Trauer und Verzweiflung zum Ausdruck: Das als Kirchenlied sehr getragen dargebotene „Oh Herr, welch ein Abend, Dein Abschiedsabend“ ebenso wie das um Hilfe flehende „HELP!“ (auf die bekannte Melodie der Beatles). Aber wir erinnerten natürlich auch an die unzähligen schönen und unvergesslichen Probenstunden: mit dem feuchtfröhlichen „Ein Prost mit harmonischem Klange“. Die „Modern Singers“ präsentierten sich nochmals, nun mit „King of the road“. Und „Intermezzo“ wünschte Bernhard, der während unserer Überraschung auf einem einfacher Holzstuhl (eigentlich hätte es ein Thron sein müssen!) vor der Bühne saß, mit „Have a nice day!“ einen schönen Tag. Zwischen den Liedern gab es für die Gäste kurze Erzählungen aus 48 Chorjahren.
Ohne die Sonderproben mit unserer Annette Puff, ohne ihre Geduld, ohne ihre Ton-Angaben und ohne ihr Dirigat sowie den zuvor verteilten Übe-Aufnahmen einiger sehr guter Sängerinnen und Sänger hätten wir die Überraschungs-Lieder nicht so gut geschafft. Herzlichen Dank!
Und natürlich gab es eine Laudatio von unserem Gschichtla-Erzähler Winfried Bauer, der unseren Bernhard schon aus der Schulzeit kennt. Er bedankte sich auf seine unterhaltsame und wie immer lehrreiche Art auf besondere Weise im Namen des ganzen Chores bei Bernhard und überreichte noch ein T-Shirt mit leeren Notenzeilen und lauter runtergefallenen Noten darunter – ein starkes Symbol für unsere Gefühle bei Bernhards Abschiedsankündigung. „The sound of silence“ – „Der Klang der Stille“. Danach bedankte sich der Chor noch auf die Melodie von „Vielen Dank für die Blumen“ mit einem Text für Bernhard (etwas abgewandelt als Einleitung in diesen Bericht).
Sichtlich gerührt, aber auch sehr glücklich, nahm Bernhard unseren großen Dank und auch ein extra Geschenk entgegen.
Ehre, wem Ehre gebührt!
Es folgten nun die lobenden Worte der Ehrengäste:
Wolfram Brüggemann, Vizepräsident des Fränkischen Sängerbundes, hob die bedeutende musikalische und pädagogische Arbeit von Bernhard hervor, der mit der Weisheit des Alters und der Neugierde der Jugend alle für Musik begeistern kann.
Dann bekam Bernhard noch ein ganz besonderes Geschenk:
Alber Först, unser 1. Vorstand, ernannte ihn im Namen der ganzen Singgemeinschaft zum „Ehrenchorleiter“. Das hat sich Bernhard redlich verdient!
Auch Landrat Johann Kalb hatte persönliche und lobende Worte für Bernhard parat. Den Anwesenden verriet er seine spontane Reaktion auf die Nachricht, dass Bernhard seinen Chor abgeben wird. Diese Worte kamen wohl von ganzem Herzen, werden hier aber nur sinngemäß zitiert: „Das kann er doch nicht machen!“
Zu guter Letzt kam auch noch großes Lob vom 1. Bürgermeister Michael Karmann, einem treuen Fan der Singgemeinschaft, der bei fast jedem Konzert in der ersten Reihe sitzt. Er schwärmte von vergangenen Konzerten, vor allem von den Weihnachtskonzerte und wie sehr er sie alle genossen hat.
Zwei Mädels vom ehemaligen Kinderchor
wurden ebenfalls geehrt. Für 40 Jahre Singen im Chor erhielten Heidi Hable und Andrea Roppelt von Wolfram Brüggemann je eine Urkunde und eine Ehrennadel. Vom Kinderchor haben es die zwei bis zu „Intermezzo“ gebracht, was uns alle sehr freut.
Im letzten Liedblock …
sang der große Chor „Viele verachten die edele Musik“ und warnte so davor, was passieren kann, wenn man die Musik nicht achtet. Dann sangen wir das romantische Liebeslied „Es löscht das Meer die Sonne aus“.
Schön war der Abend bisher schon … und schön war auch die lange Chorzeit mit Bernhard. Darum folgte nun das Lied „So schön, schön war die Zeit“, gefolgt vom Abschlusslied einer jeden Chorprobe, dem „A ganze Weil“.
Belohnt wurden wir alle mit tosendem Applaus und dem Wunsch nach einer Zugabe. Bernhards Kommentar: „Es gibt nur noch mal die 3. Strophe vom letzten Lied. Der Chor hat an Sau-Durscht!“
Auch an große Klassiker
wagte sich der große Chor heran. Dank der Unterstützung von Philipp Roppelt als Dirigent, konnte sich Bernhard auch hier wieder ganz auf die anspruchsvollen Piano-Partituren konzentrieren. Bei „Wohl mir, dass ich Jesum habe“ – von Johann Sebastian Bach – wurde der ruhige und besinnliche Klang des Chores von den fließenden 9/8-Läufen des Pianos getragen.
Danach gab es als eines der Glanzlichter des Konzertes das „Laudate Dominum“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Den ersten Teil gestalteten Bernhard am E-Piano und der Nachwuchs-Tenor Anton Hable an seinem Violoncello, was dem Stück die nötige getragene Ruhe verlieh. Darüber strahlte zauberhaft der reine Sopran von Martina Denzlein in einem langen Solo, dessen großen Tonumfang sie perfekt ausfüllte. Erst im 39. Takt setzte dann auch der große Chor ein und vollendete so das prächtige Stück.
Es war zwar noch nicht Abend,
dennoch folgte nun aus der Oper „Hänsel und Gretel“ von E. Humperdinck das wunderschöne Duett „Abendsegen“, mit dem Edeltraud König und Andrea Roppelt so harmonisch und beruhigend um den nächtlichen Beistand der 14 Englein baten.
Mit dem getragenen und gefühlvollen 6-stimmigen A-capella-Stück „Abendlied“ von Josef Rheinberger sollte das Konzert eigentlich enden, jedoch war das Publikum anderer Meinung.
Trotz Kälte wurde eine Zugabe gefordert, so dass wir zu guter Letzt ganz spontan noch unser Proben-Abschluss-Lied „A ganze Weil“ von Hubert von Goisern zum Besten gaben. Danach durften alle am Konzert Beteiligten den langanhaltenden Applaus genießen, den wir so lange vermisst hatten.
Herzlichen Dank!
Danke an alle Kreativen.
Danke an die, die zum Helfen herliefen.
Danke all unseren Gästen.
Und Danke unserem Allerbesten:
Danke, lieber Bernhard!!!
Die Ehrenden und die Geehrten (v. l. n. r.):
Bambergs Landrat Johann Kalb,
Heidi Hable – geehrt für 40 Jahre Chorgesang,
Buttenheims erster Bürgermeister Michael Karmann,
BERNHARD STADTER – frisch ernannter EHRENCHORLEITER DER SINGGEMEINSCHAFT GUNZENDORF,
Wolfram Brüggemann – Vizepräsident vom Fränkischen Sängerbund,
Andrea Roppelt – geehrt für 40 Jahre Chorgesang,
Albert Först – 1. Vorstand der Singgemeinschaft Gunzendorf
Text: Tanja Hasenstab, Bilder: Friedrich Heger